Schwangerschaftspiercing
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Am einfachsten und sichersten wäre es natürlich jegliche Piercings im Bauchbereich während der Schwangerschaft zu entfernen.
Wenn das Piercing schon verheilt ist und eine Schwangerschaft besteht sollte Frau das Piercing sofort oder spätestens zum 3. Monat heraus nehmen. Da sich der Bauch so sehr vergrößert dehnt sich automatisch der Stichkanal mit. Leider ist es oft der Fall wenn ein Schwangerschaftspiercing getragen wird und es zum Ende der Schwangerschaft kommt die Haut genau beim Stichkanal reißt und somit unschöne Narben entstehen.
Deshalb gebe ich euch die Garantie wenn ich euch das Piercing bis zum 3. Monat entferne und ihr bis 3 Monate nach der Entbindung wieder zum Einsetzen zu mir kommt, ich das Bauchnabelpiercing problemlos wieder einsetzen kann.
Sollte ich Unrecht haben bekommt ihr das Piercing von mir kostenlos neu gestochen.
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Piercingablauf
Vor dem Stechen werden Ein- und eventuell Austrittsstelle mit einem Filzstift markiert
Die zu piercende Körperstelle wird zunächst desinfiziert, um Infektionen zu vermeiden. Gegebenenfalls wird die Stelle zuvor von Haaren befreit. Der Ein- und ev. Austrittspunkt des Stichkanals wird üblicherweise mit einem Stift markiert und mit einer Piercing-Zange fixiert. Diese weist am Kopf zwei ringförmige Klemmen auf, durch welche die Piercingnadel auf der markierten Stelle angesetzt und hindurchgeführt wird. In Europa werden Piercings meist mit einem peripheren Venenkatheter gestochen. Hierbei ist die Nadel durch einen Plastik- oder Teflonüberzug geschützt. Nachdem die Nadel durch die Haut gestochen wurde, wird sie entfernt. Lediglich der Überzug verbleibt in dem Stichkanal. Mit Hilfe dieses Überzuges wird der Schmuck durch den Stichkanal gezogen. Bei schwer zugänglichen und engen Stellen wird beim Durchstechen häufig zusätzlich eine Receiving Tube gegengehalten, um einen Gegendruck zu erzeugen und die Nadel abzufangen, bevor sie gegenüber dem Stichkanal liegendes Gewebe verletzen könnte.
Schmerzen beim Stechen
Oftmals geäußerte Bedenken betreffen die mit dem Stechvorgang einhergehenden Schmerzen. Der Schmerzreiz beim Einstich der Kanüle kann verschieden intensiv wahrgenommen werden. Unterschiedliche Piercings unterscheiden sich dabei nach dem Grad der Schmerzhaftigkeit beim Stechen.
Einfluss hieraufhaben zum einen die Länge des Stichkanals und zum anderen die Art und die Schmerzempfindlichkeit des Gewebes, durch welches das Piercing verläuft. Piercings mit langem Stichkanal sind grundsätzlich schmerzhafter. Demnach schmerzt z. B. das Stechen eines Christina-Piercings weniger als das Stechen eines Nefertiti-Piercings, da der Piercer hierbei mit der Nadel einen längeren Weg zurücklegt und jene langsamer hindurchführt. Wiederum gelten Knorpelgewebe, wie am Nasenflügel, und knorpelhaltiges Mischgewebe, wie im Lippenbereich, in Bezug auf ein Piercing als relativ schmerzempfindlich. Daher sind z. B. Piercings durch den Ohrknorpel (wie Helix, Rook oder Tragus) schmerzhafter als ein durch das Ohrläppchen verlaufendes Lobe-Piercing („klassisches" Ohrloch).
Die Berührungsempfindlichkeit einer Körperstelle ist nicht zu verwechseln mit der Schmerzempfindlichkeit derselben. Dies liegt an unterschiedlichen Nervenbahnen und Rezeptoren für die verschiedenen Reizarten. Normale taktile Reize an der Hautoberfläche (wie leichter Druck oder Streicheln) werden durch Mechanorezeptoren - insbesondere die Ruffini-Körperchen, die Vater-Pacini-Lamellenkörperchen und die Merkel-Zellen - registriert und auf korrespondierenden Neuronenbahnen zum Gehirn geleitet. Der durch den Einstich der Nadel bedingte Schmerz wird hingegen von Nozizeptoren genannten Rezeptoren bedingt, welche auf die Gewebeverletzung reagieren und den Schmerz auf gesonderten neuronalen Wegen weiterleiten. Die beim Einstich entstehenden Schmerzen werden hauptsächlich durch A-Mechanonozizeptoren verursacht, deren Verteilung auf der Körperoberfläche relativ gleichmäßig ist. Dies erklärt, warum Piercings im Intimbereich, obwohl das Gewebe dort sehr berührungssensibel ist, im Allgemeinen nicht als schmerzhaft empfunden wird als Piercings in anderen Körperbereichen.
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Betäubung
Prinzipiell besteht die Möglichkeit, vor dem Stechen des Piercings eine Betäubung der Körperstelle durchzuführen. Dies kann auf zwei Arten erfolgen:
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Dabei wird mit einer Spritze ein subdermal (im Gewebe) wirkendes Anästhetikum injiziert. Nach einer Zeitperiode von zirka fünf bis zehn Minuten ist die betreffende Körperstelle betäubt. Jedoch stellen sich hier folgende Probleme: zum einen darf aufgrund rechtlicher Bestimmungen eine Injektion nur von einem Arzt oder einer medizinischen Fachkraft durchgeführt werden, nicht von einem Piercer. Weiterhin ist diese Form nicht empfehlenswert, da die Schmerzen des Piercings quasi nur gegen vergleichbare Schmerzen der Spritze „ausgetauscht" werden und diese Form der Betäubung mit Nebenwirkungen und Risiken verbunden ist, die dem Schmerz des Piercings nicht angemessen sind.
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Oberflächenanästhesie (topische Anästhesie): hierbei wird ein Wirkstoff in Form von Salbe oder Spray direkt auf die Hautoberfläche aufgetragen, es wird nicht gespritzt. Dabei werden vorwiegend Produkte auf Basis von Lidocain, Procain oder Benzocain verwendet. Bei dieser Form besteht das Problem, dass sie nur für Schleimhautgewebe geeignet ist, da sonst die tieferen Gewebeschichten nicht erreicht werden und das Stechen des Piercings damit nicht weniger weh tut.
Aus genannten Gründen wird auf eine Anästhesie vor dem Piercing häufig verzichtet.
Heilung
Da die Wunde eines neuen Piercings vom eingesetzten Schmuck offen gehalten wird, bildet sich während der Heilung von außen nach innen ein Hautschlauch entlang des Stichkanals, der den Schmuck umschließt. Dabei wird zunächst nach der Gerinnung eventueller Blutungen die Durchblutung im umliegenden Gewebe gefördert, was in der ersten bis zweiten Woche häufig zu Rötung. Schwellung und Erwärmung führt. Blutgerinnsel werden durch abgesonderte Wundflüssigkeit heraus gespült. Bei einer Infektion kann es zum Austreten bakterienbekämpfender Leukozyten (Eiter) kommen.
Die Dauer der Heilung ist abhängig von verschiedenen Faktoren wie Schmuckmaterial, Hygiene, Pflege und der durchstochenen Körperstelle sowie der allgemeinen Gesundheit und Alkohol- oder Nikotinkonsum. Während gut durchblutete Schleimhäute und Intimpiercings mit regelmäßigem Kontakt zu Eigenurin vorteilhafter verheilen, gestaltet sich der Prozess bei Knorpelgewebe langwieriger, da Knorpel keine eigenen Blutgefäße besitzt, sondern von der darüber liegenden Knorpelhaut mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird.
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Maßnahmen zur Beschleunigung der Heilung
Das Piercing sollte während der gesamten Abheilphase regelmäßig mit einem Antiseptikum wie Prontolind, Octenisept oder Perfectpure gereinigt werden. Quellen zusätzlicher Keimbelastung wie das Baden im Badeseen, Solarien, Haustiere oder ständiges anfassen des Piercings mit ungewaschenen Händen, sollte vermieden werden.
Ein Problem stellt die Reizung durch regelmäßige Bewegung oder Reibung dar, wonach zum Beispiel die Heilung eines Bauchnabelpiercings mit permanentem Kontakt zum Hosenbund oder ein Handweb zwischen den Fingern besonders problematisch sein kann. Entsprechend gilt für Intimpiercings dass innerhalb der ersten vier Wochen auf den Geschlechtsverkehr verzichtet werden sollte, da dies einer zu starken Belastung des Stichkanals mit sich bringt (vorsichtige manuelle Stimulation ist jedoch nach einigen Tagen möglich). Bis zur vollständigen Abheilung sollte ein Kondom getragen werden, um Verunreinigungen durch Keime und mechanische Einwirkungen (der Schmuck scheuert hin und her) zu reduzieren.
Wird der Schmuck innerhalb der ersten Wochen nach dem Stechen gewechselt, kann die Heilung dadurch ebenfalls negativ beeinflusst werden und die Infektionsgefahr steigt.
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Heilungsdauer verschiedener Piercings
Die folgende Tabelle enthält Richtwerte für die Dauer der Heilung bei den verschiedenen Piercings:
Wird ein Piercing noch vor der abgeschlossenen Heilung herausgenommen, verklebt der Stichkanal zunächst und wächst anschließend schnell und vollständig wieder zusammen, so dass später kein Schmuck mehr eingesetzt werden kann. Ein vollständig abgeheilter Stichkanal bleibt dagegen üblicherweise erhalten, wodurch sich weiterhin Talgablagerungen darin bilden können. Häufig verengt er sich nach Entfernen des Schmucks und wächst an den Ein- und Ausstichstellen zusammen, wobei meist kleine punktförmige Narben entstehen.
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Schmuck und Materialien
Piercing-Schmuck: verschiedene Schmuckstücke und ihre Bezeichnung (im deutschen Sprachraum haben sich die englischen Begriffe etabliert)
Zum Einsatz werden vorzugsweise verschraubbare Barbells (Stäbe mit zwei verschraubten Kugeln an den Enden) oder Ball Closure Rings mit Klemmkugel verwendet. Diese sind in verschiedenen Durchmessern und Materialstärken erhältlich. Normalerweise wird ein Piercing mit einer Drahtstärke von 1,6 Millimetern gestochen.
Geeignet ist 750er Gold, Platin, Niob, Titan, PTFE oder medizinischer Edelstahl. Seit einiger Zeit darf wieder 316L-Implantatstahl für den Ersteinsatz verwendet werden.
Darüber hinaus ist Schmuck aus zahlreichen weiteren Materialien wie Glas und Plastik oder organischen Materialien, wie Holz und Horn erhältlich. Dieser sollte jedoch erst bei vollständig verheilten Piercings eingesetzt werden.
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Piercingarten
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Stechen eines Helix-Piercings
In den USA verwenden Piercer üblicherweise eine aus Chirurgenstahl gefertigte spezielle Piercingnadel mit einem Hohlraum. Der Schmuck wird hierbei direkt in die Nadel eingesetzt und anschließend beim Durchschieben in das Bindegewebe eingesetzt.
Bei Ohren- oder Nostril-Piercings wird außerhalb von Piercingstudios, beispielsweise bei Juwelieren, häufig die Ohrlochpistole angewendet. Von seriösen Piercern wird dieses Verfahren jedoch abgelehnt, da dabei die Gefahr besteht, dass das Gewebe einreißt oder an Knorpelstellen splittert. Außerdem ist die Pistole nicht vollständig sterilisierbar. Zudem sind die hierbei verwendeten Ohrstecker für den Ersteinsatz ungeeignet.
Eine weitere Methode ist der sogenannte Dermal Punch. Dabei werden Gewebeteile mit einer Hohlnadel bis zu einem Durchmesser von acht Millimetern heraus gestanzt. Dieses wird vor allem angewendet, um größeren Schmuck in Knorpelgewebe einsetzen zu können. Weil hierbei Gewebe komplett entfernt und nicht verdrängt wird, heilen gepunchte Piercings besser, da der Schmuck weniger Druck ausübt.
Indigene Völker führen Piercings meist traditionell mit geeigneten Naturmaterialien wie Dornen oder spitzen Tierknochen durch. Auf den Pazifik-Inseln werden beispielsweise die spitzen Enden der Süßkartoffel verwendet.
Verschiedene Piercings im Gesicht
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Madonna - Piercing
Wird ein Labret-Piercing möglichst weit unten in der Nähe der Zahnwurzel platziert, spricht man von einem Lowbret. Dieses Kompositum setzt sich aus dem englischen Begriff low (tief) und Labret zusammen. Es kann auch vertikal gestochen werden, sodass der Kanal an der unteren Kieferkante heraustritt. Diese Variante wird Vertical Lowbret genannt. Meist werden über beide Seiten zwei symmetrisch angebrachte Vertical Lowbrets getragen.
Weitere verbreitete Piercings im Mundbereich sind das Wangenpiercing, das Zungenpiercing, das Zungenbändchenpiercing, das Lippenbändchenpiercing und das seltene Mandible- Piercing, welches vertikal im Unterkieferbereich unterhalb der Zunge sitzt und auf der Unterseite des Kinns austritt. (wird von mir nicht gestochen)
Wird ein Labret-Piercing genau in der Mitte oberhalb der Oberlippe durch das Philtrum, die vertikale Rinne zwischen der Oberlippe und der Nase, gesetzt, spricht man von einem Medusa-Piercing. Als Piercingschmuck wird meist ein Labret-Stecker eingesetzt.
Da an dieser Stelle besonders viele Nerven verlaufen, ist es oft schmerzhafter als andere Piercings in der Lippe. Getragen wurde es traditionell bereits von dem brasilianischen Volksstamm der Akuntsu.
Ein seitlich oberhalb der Oberlippe gestochenes Labret-Piercing wird Madonna-Piercing (auch Monroe-Piercing oder Chrome Crawford) genannt.
Es verläuft durch Muskelgewebe,
Piercing im Lippenrot
Verschiedene Piercing-Varianten verlaufen direkt durch das Lippenrot. Bei einem vertikalen Labret-Piercing, auch Eskimo genannt, beginnt der Stichkanal unterhalb der Lippe und tritt auf der Lippe im Lippenrot wieder heraus. Wenn es nicht tief genug gestochen wird oder generell die Unterlippe sehr schmal ist besteht die Gefahr des herrauswachsens und im zuge dessen ist die Lippe dann gespalten und kann nur vom Hautarzt bzw. Schönheitschirurgen wieder repariert werden. Üblicherweise wird ein Curved Barbell oder ein PTFE- Barbell anstatt eines Labret-Steckers eingesetzt. Bei dieser Variante kann der Zahnapparat nicht geschädigt werden, da der Schmuck nicht mit Zahnfleisch und Zähnen in Kontakt kommt. Die Heilungsdauer eines Eskimo-Piercings beträgt etwa 4-8 Wochen. Ein optisch ähnlicher Effekt kann mit einem gewöhnlich gestochenen Labret-Piercing durch das Tragen eines anliegenden Curved Barbells erzielt werden.
Analog zum Eskimo-Piercing sitzt das Jestrum-Piercing auf dem Lippenrot der Oberlippe und tritt im Philtrum heraus. Die Abheilungsdauer eines neu gestochenen Jestrums umfasst mit
etwa zwei bis sechs Monaten etwas mehr Zeit als beim Eskimo.
Ein Ashley-Piercing, auch Racoon-Piercing genannt, wird von außen nach innen durch das Lippenrot geführt, sodass mit einem PTFE-Labret bei geschlossenem Mund lediglich eine Kugel direkt auf der Lippe sichtbar ist.
Mehrere symmetrisch oder nebeneinander angeordnete Piercings im Lippenbereich werden als Bites (Bisse) bezeichnet. Dabei werden folgende Anordnungen unterschieden:
Verschiedene „Bites"
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- Zwei je symmetrisch auf beide Seiten der Oberlippe verteilte Monroe-Piercings
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- Kombination aus einem Medusa-Piercing und einem zentralen Labret- Piercing in der Unterlippe
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- Zwei nebeneinander angebrachte Piercings auf einer Seite der Unterlippe
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- Zwei je symmetrisch auf beide Seiten der Unterlippe verteilte Labrets
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- Zwei nebeneinander angebrachte Piercings auf einer Seite der Unterlippe mit größerem Abstand zueinander
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Caninebites - Insgesamt vier Piercings als Kombination aus Angelbites und Snakebites
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- Drei je symmetrisch auf beide Seiten der Unterlippe verteilte Labrets
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- Vier Unterlippenpiercings, je zwei links und zwei rechts
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Piercing
Piercing (von englisch to pierce [pias] „durchbohren, durchstechen", über altfranzösisch percier und vulgärlateinisch pertusiare aus lateinisch pertundere, pertusus „durchstoßen, durchbrechen'') ist eine Form der Körpermodifikation, bei der Schmuck in Form von Ringen oder Stäben an verschiedenen Stellen des menschlichen Körpers durch die Haut und darunter liegendes Fett- oder Knorpelgewebe hindurch angebracht wird. Obwohl das Phänomen an sich schon alt ist, etablierte sich der Begriff Piercing erst Mitte der 1990er Jahre.
Piercings in der westlichen Kultur
Teilweise sollen verschiedene Piercings, wie zum Beispiel das Brustwarzenpiercing, schon in früheren Jahrhunderten in Europa anzutreffen und dabei weitestgehend auf kleine, meist höfische Kreise beschränkte Moden gewesen sein, die später wieder in Vergessenheit gerieten. Derartige Behauptungen beziehen sich jedoch üblicherweise auf kaum vertrauenswürdige Quellen wie beispielsweise erotische Literatur oder die meist frei erfundenen Geschichten des Piercers Doug Malloy. Ein Beweis dafür, dass viele der modernen Piercings tatsächlich eine lange europäische Tradition haben, steht bislang noch aus. Lediglich das Durchstechen des Ohrläppchens fand eine weite Verbreitung. Ohrlöcher waren jedoch bis Anfang der 1970er Jahre im westlichen Kulturkreis nur bei Frauen akzeptiert und wurden meistens selber oder vom Juwelier gestochen. Eine Ausnahme war lediglich der Berufsstand der Zimmerleute, welche sich im Rahmen der Walz traditionell ein Ohrloch mit einem Zimmermannsnagel stechen lassen. In den 1960er Jahren brachten vor allem Hippies Ohr- und Nasenpiercings von ihren Hippie trails nach Indien in den westlichen Kulturkreis ein.
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Auch die Schwulenszene experimentierte bereits in den 1970er Jahren mit Piercings, beispielsweise wurde ein Ohrring im rechten Ohrläppchen Schwulen lange Zeit als Erkennungszeichen zugeschrieben. Bereits in den 1950er und 1960er Jahren experimentierte Fakir Musafar als Pionier intensiv mit Körpermodifikationen älterer Kulturen, um dabei spirituelle Erfahrungen zu sammeln. Der mit ihm in Kontakt stehende Amerikaner Doug Malloy etablierte das Bodypiercing kurz darauf in einem kleineren Kreis der Homosexuellen- und Fetischszene. Der Tätowierer Horst Heinrich Streckenbach führte in seinem Studio für „Haut- und Körperschmuck" in Aschaffenburg und später in Frankfurt/Main bereits seit den späten 1940er Jahren Bodypiercings durch. Streckenbach traf sich 1975 in Reno mit Jim Ward „The Gauntlet"', und sie tauschten ihre Erfahrungen aus. Zwar gab es mit The Gauntlet in Los Angeles schon 1975 den ersten Piercing-Shop, die Verbreitung dieser Mode begann in den 1980er Jahren in Kalifornien, als die Bewegung des Moderns Primitives entstand. Dabei wurden bewusst die bei Naturvölkern verbreiteten Bräuche aufgenommen, um den eigenen Körper zu modifizieren. Dazu gehörten vor allem Tätowierungen. Piercings oder Narbenbildungen (Scarification) und später das Branding. Im Jahr 1977 wurde das Magazin PFIQ gegründet und etablierte sich als Forum und Plattform der Szene.
Noch zu Beginn der 1990er Jahre blieb das Piercing überwiegend auf die Punk- und hier insbesondere die Crustcore-Szene sowie die BDSM-Szene beschränkt und breitete sich von dort im Laufe weniger Jahre aus. Im Jahr 1993 wurde das Thema Piercing in die Schlagzeilen gebracht, als sich die Schauspielerin Alicia Silverstone in einem Musikvideo der Band Aerosmith ein Bauchnabelpiercing stechen ließ. Das Video gewann den MTV Video Music Awards und sorgte, durch das zu jener Zeit ungewöhnliche Piercing, für eine breite Berichterstattung. In dessen Folge kam es zu einer starken Nachfrage nach Bauchnabelpiercings, ein Trend, der in den folgenden Jahren auf andere Piercings überging. Ab Mitte der 1990er Jahre wurde Piercing zunehmend zu einem Phänomen der Jugendkultur, teilweise durch die Etablierung von Subkulturen wie Punk oder Techno, in denen vor allem das Gesichtspiercing schon länger verbreitet war und befördert durch zahlreiche Stars wie Lenny Kravitz, Tommy Lee oder dem NBA-Spieler Dennis Rodman, die ein breites Mainstreampublikum ansprachen.
Heutzutage hat sich das Piercing fest als modisch-kulturelles Phänomen in der modernen westlichen Gesellschaft etabliert.
Verbreitung
Anteil der Personen mit mindestens einem Piercing (außer Ohrläppchen) pro Altersgruppe (Großbritannien, 2005)
Aufteilung von 506 Piercings (Deutschland, 2008)
Populär sind moderne Piercings vor allem bei jüngeren Menschen. In Deutschland trugen 2009 einer repräsentativen Erhebung der Universität Leipzig zufolge neun Prozent aller Frauen und drei Prozent aller Männer ein Piercing. Unter den 14- bis 24-jährigen Frauen lag der Anteil bei 35 Prozent, bei den 25- bis 34-jährigen Frauen bei 22,5 Prozent. Männer waren am häufigsten im Alter von 25 bis 34 Jahren gepierct (9,3 Prozent). Eine 2008 veröffentlichte Studie aus dem Regensburger Raum (2005) hat bei 8,6 Prozent aller Befragten ein Piercing festgestellt, bei 12.0 Prozent der Frauen und 4,1 Prozent der Männer. Mehr als die Hälfte der Menschen mit Piercing (52,8 Prozent) war dabei jünger als 18 Jahre. Die am häufigsten modifizierte Körperstelle war die Ohrmuschel, gefolgt von Nabel und Nasenloch.
Im Jahr 2005 wurde in Großbritannien von Wissenschaftlern der Health Protection Agency des National Health Service sowie der London School of Hygiene & Tropical Medicine eine Erhebung über Piercings an 10503 Erwachsenen aus verschiedenen Regionen des Landes durchgeführt. Es zeigte sich, dass zehn Prozent der Befragten gepierct waren (Ohrringe wurden nicht mit einbezogen), die durchschnittliche Anzahl der Piercings (unter den gepiercten Personen) lag bei 1,71. Der Anteil war höher bei Frauen und bei jüngeren Personen, etwa die Hälfte der Frauen in der Altersgruppe der 16- bis 24-jährigen hatte mindestens ein Piercing. Die häufigst-genannten Körperstellen für Piercings waren Bauchnabel (33 Prozent), Nase (19 Prozent), Ohr (13 Prozent ausgenommen Ohrläppchen/Lobe-Piercing), Zunge (9 Prozent), Brustwarzen (9 Prozent), Augenbrauen (8 Prozent), Lippe (4 Prozent), Genitalien (2 Prozent) und andere Körperstellen (3 Prozent). Bei den Frauen war das Bauchnabelpiercing das häufigste Piercing, bei den Männern war es das Brustwarzenpiercing.
Aktuelle Trends und Entwicklungen
Junger Mann mit gedehnten Ohrläppch en, Labret- und Brustwarzenpiercings
Die Profession des Piercings ist einer ständigen Weiterentwicklung unterworfen. Während eine Vielzahl an Piercings auf jahrtausendealte Traditionen zurückgehen (Nostril-Piercing. Labret-Piercing, Apadravya etc.) die lediglich im westlichen Kulturkreis wiederentdeckt werden, sind andererseits eine Vielzahl von Piercings (Lippenband-. Industrial- oder Nefertiti- Piercing) oder Techniken (Microdermals) aus modischen Gründen neu erfunden worden.
Das Piercing ist Moden und Trends unterworfen. So waren die ersten Piercings, die in den 1990er Jahren eine breitere Masse ansprachen. Augenbrauen-. Zungen- und Bauchnabelpiercings, wobei die beiden ersten Varianten inzwischen eine geringere Nachfrage verzeichnen. Auch das von Steve Haworth in den 1990er Jahren erfundene Lippenbandpiercing wird heutzutage wieder seltener gestochen. Zurzeit erfreuen sich der seitlich versetzte Labret, der Tragus, das Septumpiercing sowie das Weiten der Ohrläppchen wachsender Beliebtheit. Bei den Frauen stellt das aus dem Labret hervorgegangene Madonna-Piercing ein „Trendpiercing" dar. Entsprechendes gilt für das Brustwarzenpiercing, welches durch einige Stars popularisiert wurde und momentan in den USA zu den am meisten nachgefragten Piercings gehört. Die Verbreitung von Intimpiercings nimmt diese werden insbesondere bei jungen Erwachsenen zunehmend häufiger gestochen. Dies wird neben dem generell wachsenden Interesse an Piercings auf die zunehmende Präsenz von Nacktheit in den Medien, die Ästhetisierung dieses Körperbereichs sowie die mittlerweile zur Normalität gewordene Schamhaarentfernung zurückzuführen ist. Die Psychologin Ada Borkenhagen spricht von einem „ gesellschaftlichen Trend zu Intimrasur und Intimpiercing" bei Jugendlichen. Die Leipziger Wissenschaftlerin Aglaja Stirn äußerte hierzu:
„Und so verwundert nicht, dass sich immer mehr Frauen für die Option interessieren, auch im Intimbereich Korrekturen durch chirurgische Eingriffe vornehmen zu lassen oder es mit einem Piercing zu versehen, da dieser Bereich dem Auge mehr zugänglich geworden ist.
Bei Frauen erfreuen sich Piercings in der Klitorisvorhaut einer zunehmenden Beliebtheit. Aber auch bei Männern werden zunehmend Intimpiercings eingesetzt.
Insgesamt lässt sich sagen, dass seit den 1990er Jahren, spätestens seit der Jahrtausendwende, Piercings im westlich-europäischen Kulturkreis einen Bedeutungswandel erfahren haben. Während Piercings vorher als visuelles Abgrenzungsmerkmal, als Ausdruck von Rebellion und Gegenkultur galten, wurden sie zunehmend zu einem Bestandteil der Alltagskultur, mittlerweile sind sie nur noch "Körperschmuck''.
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Schmucklexikon
Piercingschmuck aus Titan
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Titan spielt beim Piercingschmuck die entscheidende Rolle. Wir verwenden Titan Grad 23 (surgical titanium), dieses Material ist nickelfrei und daher für den Ersteinsatz bestens geeignet. Diese Qualität entspricht dem internationalen Standard für Implantationszwecke. Weitere Anerkennung findet diese Material auch zum Beispiel bei der in den USA ansässigen ASTM (American Society for Testing and Materials). Herzklappen und Herzschrittmacher werden aus Titan Grad 23 hergestellt. Im Moment existiert kein höherer Standard als dieser. Nickelhältiger Piercingschmuck, wie z.B. Chirurgischer Stahl (surgical steel) ist in allen EU-Staaten für den Ersteinsatz verboten.
In unserem Studio wird ausschließlich Piercingschmuck aus PFFE und Titan für den Ersteinsatz verwendet, weil Titan für den Ersteinsatz am besten geeignet ist.
Titan ist auf dem Piercing-Schmuck-Markt die Nummer 1. Aufgrund von drei Hauptcharakteristika löst Titan mehr und mehr rostfreien Edelstahl (Chirurgischer Stahl) als meistverlangtes Metall in der Piercing-Industrie ab. Es ist um die Hälfte leichter, es kann anodisiert werden (bietet also ein breites Spektrum an Oberflächenfarben), und es ist absolut nickelfrei. Im Periodensystem der Elemente findet man Titan unter der Ordnungszahl 41, das chemische Symbol ist Ti. Der Titanschmuck, den wir in unserem Studio verwenden, besteht aus einer hochwertigen Titanlegierung mit der Bezeichnung: Ti6AL 4V Eli (grade 23 surgical titanium). Titan rangiert unter den fünf körperverträglichsten Elementen, die anderen vier sind: Niobium, Zirkonium, Tantalum und Platinum. Die verschiedenen Legierungen des Titans haben aber trotzdem unterschiedliche Eigenschaften. So wird Titan, wie es für die Stomatologie (Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde) verwendet wird, nicht für Piercingschmuck benützt, denn der zahnmedizinische Standard kann nicht ohne weiteres für den körpereindringenden Einsatz übernommen werden. Titan Grad 23 ist ein spezialchirurgischer Titan-Grad mit einzigartiger Mikrofeinstruktur und wird weltweit millionenfach in körperinternen medizinischen Geräten eingesetzt. In klinischen Studien mit menschlichen Blutmonozyten wurde gezeigt, dass Titan Grad 23-Partikel nicht toxisch sind. Weiterhin ist das Legierungselement Vanadium in der Oberflächen-Oxydschicht nicht vorhanden. Titan Grad 23 besitzt eine enorme Formbeständigkeit. Es hat eine höhere Korrosionsresistenz als rostfreier Stahl. Es ist nur halb so schwer wie Niobium und trotzdem erheblich härter. Titan Grad 23 ist eine fortschrittliche und hochwertige Titanlegierung, mit Materialkosten bis zu 100% höher als bei kommerziellen Titanlegierungen (Grade 1 - 4). Von der Vereinigung Professioneller Piercer Amerikas wurde Titan Grad 23 als das Material eingestuft, welches für den Ersteinsatz bei Piercing am besten geeignet ist.